Der Mythos vom Norden reicht bekanntlich weit zurück in die deutsche Kulturtradition. Als die Nationalsozialisten 1933 in Deutschland an die Macht kamen, existierte der Norden schon längst als romantische Vorstellung und als Projektionsraum deutscher Sehnsüchte nach Schönheit, Reinheit und Stärke. Wie wirkten sich nun die politischen Umbrüche auf diesen nordischen Mythos und auf die kulturellen deutsch-schwedischen Beziehungen aus?
Die Bilder des Nordens gehören zu den frequenten Themen in einem Traditionsfeld, das die damaligen Germanisten sehr beschäftigte. In den Berichten der Lektoren der Deutschen Akademie und des DAAD aus Schweden begegnet uns in den 1930er Jahren ein romantisches Germanenbild, das intensiv nationalsozialistisch diskursiv bearbeitet wurde. Die Begriffe deutsch, germanisch und nordisch wurden allmählich als positiv konnotierte, semantisch unbestimmte Synonyme, als eine Art fließende Signifikanten im NS-Diskurs benutzt. Textverfasser nahmen Elemente aus älteren Texten auf, indem sie neue Texte fur neue Zusammenhänge konstruierten, so dass in der Zeit des Dritten Reiches eine diskursive intertextuelle Kette aus Bildern des Nordens deutlich wird.
Diese Anthologie basiert auf Forschungsberichten von Literatur-, Sprach- und Kulturwissenschaftlern aus Deutschland, Polen und Schweden.